Biologische Vielfalt in der Stadt

Biologische Vielfalt in der Stadt

Düsseldorf nimmt am Labelingverfahren „Stadtgrün naturnah“ teil

Von einer naturnahen Grünflächengestaltung in der Stadt profitieren vor allem viele Tier- und Pflanzenarten. Bspw. hat sich der Große Schillerfalter, der seit 65 Jahren als verschollen galt, wieder im Düsseldorfer Stadtgebiet angesiedelt. Inzwischen wissen aber auch immer mehr Menschen Naturräume in ihrer unmittelbaren Umgebung zu schätzen, denn sie bieten Möglichkeiten für Erholung und Entspannung im urbanen Raum. Wie unentbehrlich sie sind, hat uns die Corona-Pandemie deutlich vor Augen geführt.
Düsseldorf strebt das Label „Stadtgrün-naturnah“ an und bekennt sich damit zur drängenden Notwendigkeit der naturnahen Gestaltung von Grünflächen im innerstädtischen Raum.

Kommunen verfügen mit ihren öffentlichen Grünanlagen über ein großes und bisher zu wenig beachtetes Potential, um einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität zu leisten. Die Stadt Düsseldorf verfügt mit ihren Park- und Grünanlagen, Friedhöfen, Kleingartenanlagen und Wald über rund 3600 ha kommunaler Grünfläche. Das entspricht in etwa einem Sechstel des gesamten Stadtgebietes.

Großer Schillerfalter, Rotthäuser Bachtal, Foto: Tobias Krause, Gartenamt Düsseldorf
Label „Stadtgrün-naturnah“

Ein Umdenken hin zur naturnahen Grünflächengestaltung im öffentlichen Raum beginnt sich nun auch in Düsseldorf durchzusetzen. 2016 trat die Stadt dem Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ bei, in dem sich bundesweit Städte und Gemeinden über ökologische Maßnahmen austauschen. Seit 2018 führt dieses Bündnis das Labeling-Verfahren „StadtGrün naturnah“ durch. Damit unterstützt es Kommunen bei der Umsetzung eines ökologischen Grünflächenmanagements und zeichnet vorbildliches Engagement auf kommunaler Ebene aus. Auf Antrag der Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, SPD und FDP bewarb sich die Stadt Düsseldorf 2019 erfolgreich um die Teilnahme am Labeling-Verfahren.

Mit dem Start des Labeling-Verfahrens wurde eine lokale Arbeitsgruppe (LAG) ins Leben gerufen, die sich unter Federführung des Gartenamtes aus Vertreter*innen der Stadtverwaltung, Unternehmen sowie lokalen Naturschutzverbänden und engagierten Bürgerinnen zusammensetzt. Sie verfolgt das Ziel, den Austausch zwischen Stadtverwaltung und der Bürgerschaft zu fördern und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Der gemeinsamen Auftaktveranstaltung im Februar 2020 folgte im ersten Schritt eine Bestandserfassung des kommunalen Grünflächenbestands sowie der zur Verfügung stehenden Ressourcen für eine naturnahe Flächenbewirtschaftung.

Beispiele für gelungene naturnahe Gestaltung im Stadtgebiet

Die Bestandserfassung hat gezeigt, dass es bereits seit vielen Jahren im Stadtgebiet größere Extensivwiesen gibt. Eine der ältesten ist im Rahmen der BUGA im Südpark 1987 entstanden. Andere Wiesen, beispielsweise im Südpark, Nordpark oder am Freiligrathplatz sind nicht als naturnahe Flächen angelegt worden, haben aber durch die entsprechende Pflege heute den Charakter von Magerwiesen mit unterschiedlichen Dominanzbeständen (Wiesensalbei, Wiesenwitwenblume, Zottiger Klappertopf u.a.).

In den Jahren 2014-16 wurden vielfach bei Neuanlagen Wildblumenwiesen ausgesät. Rund 105 ha des Straßenbegleitgrüns sowie der Parkanlagen und Grünflächen unterliegen mittlerweile einer naturnahen Pflege, das bedeutet, dass sie lediglich ein- bis zweimal jährlich gemäht werden. Durch die geringe Mähhäufigkeit und den Abtransport des Mähguts wird erreicht, dass sich artenreiche Wildblumenbestände etablieren und ausbreiten.

Seit Ende der 80er Jahre wurden in Düsseldorf rund 30 km Fließgewässer renaturiert. Außerdem hat sich die Stadt in den vergangenen Jahren um spezielle Artenschutzmaßnahmen bemüht. So werden alte und seltene Apfelsorten veredelt und auf Streuobstwiesen gepflanzt sowie Nistkästen für selten gewordene Vogelarten gebaut und installiert. Ein ganz besonderer Erfolg ist, dass sich der Große Schillerfalter, der seit 65 Jahren als verschollen galt, wieder angesiedelt hat.

Auf Grundlage der Zukunftsbaumliste und des Stadtbaumkonzepts werden zukünftig gezielt Bäume gepflanzt, die mit der derzeitigen Umweltlage zurechtkommen. Mit dem BUND und Düsseldorfer Imkern wurde ein Konzept entwickelt, nach dem soweit wie möglich heimische Bienen- und Vogelnährgehölze gepflanzt werden.

Mit dem Beitritt zum Kommunalen Bündnis für Biologische Vielfalt 2016 wird der Verzicht auf Pestizideinsatz durch die Stadt mit Nachdruck umgesetzt. Glyphosat darf nur noch in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen.

Baumscheibe mit Düsseldorfer Mischung, Thewissenweg, Foto: Tobias Krause, Gartenamt Düsseldorf
Mitmachen ist angesagt

Bei der Vergabe des Labels ein ganz wesentlicher Punkt, dass die Menschen auch mit begeistert werden sollen. Die Interaktion mit Bürger*innen soll durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit, Bürger*innenbeteiligung sowie Umweltbildungsangebote für alle Alters- und Bevölkerungsschichten intensiviert werden. Auch in der Bürgerschaft muss ein Umdenken stattfinden, denn allzu häufig werden abgeblühte Wiesen als unordentlich und unschön empfunden. Aber gerade diese Flächen sind für die Entwicklung der Insektenvielfalt immens wichtig. Leider konnten viele Veranstaltungen im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden.

Die nächsten Schritte

Derzeit werden weitere Ideen von der Lokalen Arbeitsgruppe in Abstimmung mit der Verwaltung für die Jahre 2020 bis 2023 entwickelt. So wird ein Kataster der bereits vorhandenen Blühwiesen erstellt und weitere Standorte für solche identifiziert und umgesetzt. Ziel und vorläufiger Abschluss des Labeling-Verfahrens ist es, eine nachhaltige Grünflächenstrategie für Düsseldorf zu entwickeln. Damit bekennt sich die Stadt zur Notwendigkeit der naturnahen Gestaltung von Grünflächen und stellt somit die Dauerhaftigkeit der Maßnahmen sicher. Für den Erhalt des Labels muss die Strategie durch einen Ratsbeschluss verabschiedet werden, so dass sie von Politik, Verwaltung und Bürger*innen gleichermaßen mitgetragen und umgesetzt wird. Die Auszeichnung mit dem Label „Stadtgrün naturnah“ ist für drei Jahre begrenzt. Aber es ist zu hoffen, dass das eingesetzte Umdenken nachhaltige Auswirkungen auf die weitere Arbeit in der Verwaltung und im Gartenamt haben wird. Denn die Botschaft scheint angekommen zu sein: Kommunen, die innerstädtische naturnahe Grünflächen schaffen, leisten einen wichtigen Beitrag zum Schutz der lokalen Biodiversität. Sie tragen ebenso zu einer verbesserten Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger bei. Eine sogenannte Win-
Win-Situation, die wir uns alle wünschen und von der alle profitieren.

Unsere Projekte 2021

Es tut sich einiges bei uns, schaut doch gerne auf unseren Projektseiten vorbei:


Marktplatz: Ein Online-Portal, auf dem sich überwiegend Saatgutanbieter*innen, die bisher an unseren Saatgutfestivals teilgenommen haben, kurz vorstellen. So findet Ihr eine tolle Auswahl an nachhaltigen Anbietern und könnt in Ruhe auf deren Internetseiten surfen und die Vielfalt, die sonst die Ausstellerinnen auf unser Festival brachten, geballt online durchstöbern.


Dezentrale Saatgutfestivals: Ab März sind – entsprechend den dann geltenden Corona-Auflagen
kleine, dezentrale Samen- und Pflanzentauschbörsen an verschiedenen Orten in Düsseldorf geplant.
Dies soll in Kooperation mit unterschiedlichen lokalen Mitveranstaltern geschehen. Wir möchten am 13.3.2021 starten, dem ursprünglichen Termin für das Saatgutfestival. Genaue Daten werden an dieser Stelle kommuniziert.

Saatgut-Tauschpaket: Das Corona-taugliche Saatgutpaket, zum Start von uns bestückt, reist per Post
von Teilnehmer*in zu Teilnehmer*in. Jede Person entnimmt etwas Saatgut und legt dafür eigenes
getrocknetes und gereinigtes Saatgut in beschrifteten Tütchen hinein. Idealerweise selbstgesammelt
und unbedingt samenfest, egal ob Gemüse, Blumen oder Wildkräuter. Einzige Kosten entstehen
durch das Porto.


DVD-Verleih: „Saatgut ist Gemeingut“, Beschreibung auf www.seedfilmd.org. Gegen Porto und ein
Pfand (Wiederbeschaffungskosten, ca 35 Euro) schicken wir Euch für die Dauer von 2 Wochen die 4
Lehrfilm-CDs mit wertvollem Wissen über die Saatgutgewinnung von 32 Gemüsepflanzen. Die CDs
dürfen von Euch lizenzfrei (nicht kommerziell) gezeigt werden.


Wir freuen uns, Euch bei einem unserer Projekte begrüßen zu dürfen sowie über Feedback und
Anregungen auf Instagram, Facebook oder per E-Mail unter tauschen@saatgut-
festival.de

Ausstellerliste 2020

Schweren Herzens mussten wir der nachdrücklichen Empfehlung des Gesundheitsministers von Nordrhein-Westfalen, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern vorerst abzusagen, Folge leisten. Unsere Ausstellerinnen und Aussteller haben Herzblut und Energie in die Vorbereitung gesteckt. Diejenigen, die einen Webauftritt haben, möchten wir an dieser Stelle vorstellen. Auf ihren Webseiten habt ihr die Möglichkeiten Euch über ihre Projekte, Saatgut oder Erzeugnisse und nächste Treffen zu informieren.

Saatgutfestival 2020

Liebe Freunde des Saatgutfestivals Düsseldorf,


nach reiflicher Überlegung sehen wir uns als Veranstalter leider gezwungen, das diesjährige Festival abzusagen! Schweren Herzens mussten wir der nachdrücklichen Empfehlung des Gesundheitsministers von Nordrhein-Westfalen, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern vorerst abzusagen, Folge leisten.

Noch intensiver als zuvor werden wir im Laufe des Jahres kleinere Veranstaltungen durchführen, über die wir euch gerne auf dem Laufenden halten!

Wir gehen aber davon aus, dass wir das nächste Saatgutfestival am 13.3.2021 wieder wie gewohnt veranstalten können.


Herzlichst eure Saatgut-Initiative Düsseldorf e.V.

Nächstes Saatgutfestival 2020

Nächstes Saatgutfestival 2020

Nach vier erfolgreichen Festivals kündigt sich nun das fünfte Düsseldorfer Saatgutfestival an!

Am 14.03.2020 werden von 11 bis 17 Uhr wieder, wie gewohnt, die Pforten des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Düsseldorf Bilk auf der Redinghovenstraße 41, für Saatgut und Vielfalt offen stehen.

Es wird ein Wiedersehen geben, mit vielen vertrauten Gesichtern, denn das Saatgutfestival ist auch Ort der Begegnung und Vernetzung für alle, groß und klein, erfahrene Gärtner, Saatgut- und Sortenerhalter, engagierte Menschen, ebenso wie Laien, die neugierig ihre erstenSchritte lenken in die spannende Welt der Pflanzen, Samen, des Bodenlebens und nicht zuletzt unserer Ernährung.

Wir, der Saatgut-Initiative Düsseldorf e.V., organisieren erneut das Saatgutfestival in Düsseldorf, um das Bewusstsein für die (über-)lebenswichtige Bedeutung der Vielfalt zu schärfen und um wiederum privaten Gärtnern den Zugang zu seltenen, nicht kommerziellen Sorten und zum aussterbenden Wissen rund um die Saatguterhaltung zu ermöglichen.

Selbstverständlich sind mit der Saatgut-Vielfalt viele weitere Themen verknüpft, wie das ökologische Gärtnern, die Ernährungssouveränität und die Umweltbildung, die auf dem Saatgutfestival in Form von Vorträgen und Workshops präsent sein werden.

Darum ist das Saatgutfestival Markt, Vernetzungsplattform und Wissensvermittlung in einem.

Viele bekannte und neue Aussteller werden erwartet.
Ein spannendes Programm ist außerdem in Vorbereitung.

Wie kam das Saatgutfestival nach Düsseldorf?

Während wir bis zu den Haarspitzen in den Planungen für’s Saatgutfestival 2020 stecken, taucht plötzlich die Frage auf: “Wie ist es überhaupt zu dieser Veranstaltung gekommen?”  Kurz mal nachgedacht und die Fotosammlung auf dem PC durchforstet und siehe da, die Geschichte wird wieder ganz lebendig. 

Angefangen hat alles im März 2013 in Bonn. Dort fand das erste Saatgutfestival statt, das vom VEN organisiert wurde . Aus Düsseldorf kamen wir als kleine Delegation unserer damals entstehenden Transition Initiative nach Bonn und waren völlig fasziniert von der Vielfalt der Themen und der großen Anzahl der Aussteller mit ihren liebevoll vorbereiteten Ständen und der unglaublichen Fülle an Sorten in allen Formen und Farben.

Besonders spannend war  auch der große Tauschtisch, um den sich ganz viele Menschen versammelten, die sich teilweise auch über die verschiedensten Gruppen in sozialen Netzwerken verabredet hatten, um sich mal persönlich zu treffen und auszutauschen. Und die meisten hatten eigenes, selbstgezogenes Saatgut aus Gärten und Balkonen dabei, was mit Anbautipps und persönlichen Geschichten ausgepackt und untereinander getauscht wurde.
Jeder von uns reiste am Abend wieder heim mit schönsten und ziemlich unbekannten Schätzen und dem wunderbaren Gefühl Teil einer wunderbaren Gemeinschaft zu sein, in der das Wertvollste überhaupt miteinander geteilt wird: Wissen und lebendiges Saatgut.

Zu dem Zeitpunkt hat keiner von uns auch nur im geringsten gedacht, dass wir zwei Jahre später genau so etwas auch auf die Beine stellen würden!

Ein Jahr später, im März 2014, trafen wir uns erneut bei Dorothea Wamper am Stand des VEN, diesmal in einer kleinen Schule in Königswinter. Und wieder war es ein unvergessliches Erlebnis.

Im Herbst 2014 kam Dorothea Wamper auf uns zu und erzählte, dass der VEN im folgenden Jahr keine Möglichkeit sähe, das Saatgutfestival erneut zu organisieren. Die Räumlichkeiten fehlten in Bonn, und ebenso war es diesmal wenig aussichtsreich dafür ausreichend Helfer vor Ort zu haben. Das Projekt drohte ins Wasser zu fallen und so starteten die Überlegungen das Ganze nach Düsseldorf zu holen und die Suche nach Menschen, die die Organisation tatkräftig in die Hände nehmen würden. Das Team fand relativ schnell zusammen, da wir auch schon durch den March Against Monsanto gemeinschaftlich verbunden waren. Die Kontakte zu den Ausstellern waren ja durch den VEN zum erheblichen Teil schon durch die vorhergehenden Bonner Veranstaltungen geknüpft.  Ein Austragungsort war auch relativ schnell gefunden, das Geschwister Scholl Gymnasium, das durch sein starkes Engagement in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit sich regelrecht anbot.

Und so startete im März 2015 die Geschichte des Saatgutfestivals in Düsseldorf, organisiert durch Mitglieder des VEN, des Gemeinschaftsgartens düsselgrün, des Ökotops Heerdt und der Transition Initiative Düsseldorf mit dem Gemeinschaftsprojekt Leben findet Stadt.